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Das Baby tragen? Macht es einfach!

Baby tragen

Du möchtest dein Baby tragen? Tragetuch, Tragehilfe, Ring-Sling, Mei-Tai: Möglichkeiten gibt es wahnsinnig viele. Trageberaterin Marina Hilt gibt dir einen Überblick, weshalb Tragen toll ist für Baby und Eltern, worauf du achten solltest, welche Tragetypen es gibt und wo du mehr zum Thema nachlesen kannst.

 

Jaaa, ein Baby zu tragen macht es einfach. Eltern, die die Hände frei haben, können sich um Geschwisterkinder, eine Tasse Kaffee und ein Stück Kuchen oder um den Haushalt kümmern (nein, diese Reihenfolge wurde nicht zufällig gewählt). Auch Treppen halten dich nicht auf, du musst in der Straßenbahn nicht versuchen, mit deinem Kinderwagen Tetris zu spielen, und brauchst kein schlechtes Gewissen zu haben, wenn du über Kopfsteinpflaster spazierst.

Babys, die ganz nah bei Mama oder Papa sind, den vertrauten Geruch ihrer Lieblingsmenschen um sich haben, sachte in den Schlaf geschaukelt werden und die Welt auf Augenhöhe und in Kontakt entdecken dürfen. Eine Welt, die ja noch ganz neu für diese kleinen Wesen ist. Was tut da besser, als ein sicherer Hafen bei den Menschen, die einen lieben? Eben.

„Aber verwöhnen wir es nicht zu sehr?“, fragt diese kleine Stimme, die sich oftmals übrigens kinderlose Freundin, (Schwieger-)Mutter oder Tante des Schwippschwagers eines Kollegen nennt. „Nein!“, können wir da antworten 🙂 Babys kann man nicht zu sehr verwöhnen. Und schon gleich dreimal nicht mit Nähe, Liebe und Sicherheit.

Tragetuch Baby

Foto: Photobac (shutterstock.com)

Auch Kinder, die ausschließlich getragen werden, lernen übrigens Laufen. Ein solches Exemplar rennt regelmäßig in Affentempo laut kichernd durch mein Blickfeld. Und immerhin wurden Menschenbabys seit jeher getragen – in vielen Kulturen bis heute ausschließlich. Auch in Europa wurde der Kinderwagen erst um 1870 modern: Königin Victoria machte ihn salonfähig. Damals wie heute waren Royals einfach Trendsetter ;-).

Bis dahin wurden Babys getragen – biologisch gesehen handelt es sich bei den kleinen Monsterbäckchen auch um „Traglinge“. Diese sind den Eltern optisch ähnlich (*check* – die ganze Familie rätselt nach der Geburt schließlich augenblicklich wem denn nun mehr…), können sich nicht alleine fortbewegen (*check*) und besitzen einen angeborenen Greifreflex (*check*).

Heben wir unsere Babys – und später auch unsere Kleinkinder – sachte hoch, nehmen die Beinchen die sogenannte „Anhock-Spreiz-Haltung“ ein: eine perfekte Position, um auf Mamas (oder Papas) Hüfte Platz zu nehmen. Und eben diese Position der Beinchen wollen wir auch in einem Tragetuch oder einer Tragehilfe unterstützen.

Babys hängen übrigens keinesfalls bewegungslos und passiv in einem Tragetuch. Ganz im Gegenteil! Sie gleichen permanent die Bewegungen ihres Tragenden aus und nehmen aktiv am Geschehen teil. Durch die Nähe und den Blickkontakt können sie sich jederzeit bei ihren Eltern rückversichern, dass eine Situation nicht bedrohlich ist – und verarbeiten so gleich neue Eindrücke. Man vermutet, dass darauf die Tatsache zurückzuführen ist, dass getragene Kinder deutlich weniger abendliche „Schreistunden“ haben. Später wurschteln sie die Arme raus, hüpfen und plaudern … und schulen so permanent ganz nebenher ihre Sinne.

Auch Babys mit Blähungen können vom Tragen profitieren. Menschen mit Schmerzen sind bei ihren Liebsten ja eh immer am allerbesten aufgehoben – Wärme und Bewegung tun dann ihr übriges. Ihr seid quasi ein großes Kirschkernkissen mit Bauchmassage und einer riesigen Portion Trost und Nähe in einem ;-).

„Okay, überzeugt. Das will ich probieren! Vor allem wegen des Kaffee und Kuchen-Arguments ganz oben. Aber wie trag’ ich denn jetzt am besten?“

Es gibt inzwischen sehr, sehr viele sichere und bequeme Möglichkeiten dein Baby zu tragen.

Grundsätzlich solltest du darauf achten, dass in der Trage deiner Wahl die „Anhock-Spreiz-Haltung“ möglich ist. Dazu sollte der Steg der Tragehilfe von Kniekehle zu Kniekehle gehen. Die Beinchen deines Babys sollten also weder einfach nach unten baumeln, noch sollte es bereits erste Spagat-Übungen vollführen. Idealerweise lässt sich der Steg deiner Tragehilfe verstellen, sodass er mitwachsen kann, wenn auch dein Baby größer wird.

Der Rücken deines Babys darf und soll eingerundet sein. Die doppelte S-Form, wie wir Erwachsenen sie haben, erreicht die Wirbelsäule deines Babys erst mit der Zeit. Direkt nach der Geburt ist die Wirbelsäule deines Kindes noch C-förmig, und diese Haltung wollen wir beim Tragen unterstützen – deshalb sollte das Rückenteil deiner Trage möglichst flexibel sein. Idealerweise besteht es aus lediglich einer Lage Tragetuchstoff. So wird der Rücken deines Babys gestützt, aber nicht plattgedrückt.

Je älter dein Kind wird, desto „gerader“ sitzt es übrigens auch in Trage oder Tuch. Während ein Neugeborenes wirklich ganz eingerundet bei Mama oder Papa muckelt, sitzt ein waches Einjähriges schon viel aufrechter. Das ist normal und ergibt sich durch die Entwicklung der Wirbelsäule. Wenn du unsicher bist, ob dein Kind richtig sitzt, wende dich an eine Trageberatung in deiner Nähe.

Achtung: Reizüberflutung!

Bitte trage dein Baby mit dem Gesicht zu dir (also „Bauch an Bauch“, wenn du vorne trägst). Wenn du dein Kind mit dem Gesicht von dir weg trägst, prasseln alle Reize, alle Bewegungen, alle Geräusche ungefiltert auf es ein. Dein Baby hat keine Möglichkeit, sich bei dir anzukuscheln oder Blickkontakt aufzunehmen, um mit dir zu kommunizieren – dabei ist gerade das ein grandioser Vorteil des Tragens.

Dein Kind erlebt Alltagssituationen hautnah mit – hat durch den Körperkontakt, deine Mimik und Gestik aber jederzeit die Möglichkeit, die Situation „abzuchecken“ und so zu verarbeiten. Du bleibst ganz entspannt, als die Bäckereifachverkäuferin euch so urplötzlich anspricht? Prima, dann scheint das ja okay zu sein! Situation erlebt und abgehakt.

Wenn du das Gefühl hast, dein Kind möchte „mehr sehen“, dann versuche stattdessen lieber, auf der Hüfte oder auf dem Rücken zu tragen.

Das Baby tragen: Welche Methode passt zu mir?

Das Baby im Tragetuch

Didymos TragetuchTragetücher passen sich optimal an Tragende und Traglinge an: vor dem Bauch, auf der Hüfte oder auf dem Rücken kannst du damit dein Baby tragen.

Und es gibt sie in vielen tollen, süchtig machenden Designs. Welche Tuchlänge du benötigst, hängt davon ab, was du tragen willst und welche Konfektionsgröße du trägst.

Viele Tragetuchhersteller bieten hierfür Größentabellen und -rechner auf ihren Seiten an. Hier findest du zum Beispiel die Größentabelle der Firma Didymos (siehe auch Bild rechts).

Eine klassische Trageweise für Babys, die bereits ab Geburt gebunden werden kann, ist die „Wickelkreuztrage (WXT)“

Vorteile des Tragetuchs:

  • Das Tuch passt sich optimal an dich und dein Kind an
  • Mit einem Tuch bist du sehr flexibel: Du kannst vorne, auf dem Rücken und auf der Seite tragen

Babys tragen mit einem Ring-Sling

Mit einem Ring-Sling trägst du dein Kind klassischerweise auf der Hüfte (es gibt jedoch auch die Möglichkeit, im Ring-Sling vorne oder auf dem Rücken zu tragen).

Der Ring-Sling (hier zum Beispiel von Hoppediz*) besteht aus einer Stoffbahn und zwei Metallringen, durch die die Stoffbahn gefädelt wird. So entsteht eine Schlaufe, in die du dein Kind setzen kannst – anschließend ziehst du nur noch straff.

Da du den Ring-Sling einfach angelegt lassen kannst Hoppediz Ring-Sling(ohne dass Stoff auf dem Boden schleift), eignet er sich besonders gut, wenn du dein Kind öfter ein- und ausbinden musst (zum Beispiel wenn du nur kurz vom Auto in den Supermarkt hüpfst oder dein Laufling mal eben ein wenig getragen werden möchte).

Bitte beachte aber, dass du hier die Belastung nur auf einer Schulter hast. Zwar lässt sich die Tuchbahn angenehm breit auffächern – für längere Strecken empfehle ich dir trotzdem lieber ein Tragetuch oder eine Tragehilfe.

Vorteile des Ring-Slings:

  • Du kannst ihn einfach „auf Bereitschaft“ angelegt lassen, auch wenn dein Kind gerade nicht getragen wird
  • Es ist ein sehr schnelles Ein- und Ausbinden möglich

Nachteil des Ring-Slings: Du hast die Belastung auf einer Schulter

Tragehilfen für Babys

Tragehilfen gibt es inzwischen in diversen Ausführungen, Designs und Preisklassen.

Eine klassische Tragehilfe ist die sogenannte „Mei-Tai“. Im Endeffekt handelt es sich hierbei um ein umgearbeitetes Tragetuch mit mehr oder weniger rechteckigem Rückenteil, von dem vier Tuchstränge abgehen (zwei, die zum Hüftgurt geknotet werden und zwei, die man als Träger verwendet). Beispiele für Mei-Tais sind Didytai* (Didymos), Hop-Tye* (Hoppediz) und „MySol“ (Girasol). Ihr habt also bei Mei-Tais keinerlei Schnallen, sondern arbeitet – wie beim Tragetuch – mit Knoten.

Es gibt Tragehilfen, bei denen Hüftgurt und Träger mit Schnallen Manducazu schließen sind. Diese nennt man „Full-Buckle“ (Buckle von englisch „Schnalle“). Hier müsst ihr also gar nichts binden und knoten. Den Hüftgurt befestigt ihr mit einer Schnalle – die Träger sind ebenfalls mit Schnallen geschlossen und müssen nur noch an den Tragenden angepasst werden (wie bei einem Rucksack). Beispiele hierfür sind: Manduca* (siehe Bild rechts), „Kokadi Flip“, „Buzzidil“ oder „Huckepack“.

Bei einem sogenannten „Half-Buckle“ habt ihr einen Hüftgurt mit Schnallen (oder Klett) und Träger zum Binden. Beispiele für einen Half-Buckle sind der Bondolino* (Hoppediz), „Kokadi TaiTai“, Storchenwiege BabyCarrier* oder auch die Tragehilfen der Firma „Fräulein Hübsch“.

Bei einem Onbu (von: Japanisch „onbuhimo“) habt ihr gar keinen Bauchgurt mehr. Er besteht nur aus einem Rückenteil und zwei Trägern (mit Schnallen oder Ringen). Er eignet sich für größere Tragekinder (ab sicherem Sitzalter) – auch, weil er sich ganz klein gefaltet prima in der Handtasche mitnehmen lässt, falls das Laufkind mal müde wird.

Durch den nicht vorhandenen Bauchgurt finden auch schwangere Mamas ihn sehr angenehm zu tragen. Nachteil ist, dass das volle Gewicht auf den Schultern liegt – es findet keine Entlastung durch einen Bauchgurt statt. Onbus findet ihr zum Beispiel bei „Kokadi“ oder Fidella*.

Aber was davon nehme ich jetzt? Und wo erfahre ich mehr?

An dieser Stelle kann ich dir eine Trageberatung nahelegen, denn nicht jede Trage passt auch zu jedem Tragepaar. Und während die eine Mama eine Trage super bequem findet, kommt eine andere Mama damit gar nicht klar.

Baby tragen BuchEine Trageberaterin (oder ein Trageberater) kann dir nicht nur vorhandene Tragehilfen richtig einstellen und mit dir das Binden des Tragetuches üben – du kannst dich auch erstmal durch die Möglichkeiten des Tragedschungels probieren und gucken, was am besten zu euch passt 🙂

So vermeidest du im Zweifelsfall auch Fehlkäufe und bekommst nochmal ganz genau gezeigt, worauf es beim richtigen Tragen ankommt!

Buchtipp: „Ein Baby will getragen sein“

In ihrem Buch Ein Baby will getragen sein beschreibt Evelin Kirkilionis nicht nur die Vorteile des Tragens – sie fasst auch die Eigenschaften einer geeigneten Trageweise zusammen. Zudem räumt sie mit den typischen Ammenmärchen und Vorurteilen auf und erklärt aus wissenschaftlicher Sicht, warum man der kindlichen Wirbelsäule mit dem Tragen etwas Gutes tut und dass man ein Baby durch das Tragen nicht verwöhnen kann.

Gerade für Trageneulinge eine tolle Lektüre – aber auch für alle Eltern, die sich weiterführend mit dem Thema beschäftigen.

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Über die Autorin

Marina Hilt ist als zertifizierte Trageberaterin in Nürnberg tätig und durfte auch schon ihren Sohn durchs Leben tragen. Dieser ist inzwischen ein ganz schön strammer Läufer geworden – genießt aber hin und wieder doch noch die extra Kuscheleinheit auf Mamas Rücken:

„Vor allem, wenn der Minimann krank ist . . . das Tragen war für mich nicht nur super praktisch und hat mir den Alltag mit Baby und Kleinkind ungemein erleichtert: Es war vor allem auch immer wunderschön 🙂 Eine Zeit, die ich auf keinen Fall missen möchte und deren Erfahrung ich allen Eltern ganz wärmstens ans Herz legen möchte! Es gibt einfach nichts Schöneres . . . und es geht viel zu schnell vorbei :-)“

Marina Hilt

Quellennachweis Titelbild: Oksana Shufrych (shutterstock.com)