Ein einziger Tag, der das ganze Leben erfüllt: Martin Baltscheit hat ein Vorlesebuch über den Tod geschrieben, von dem Jung und Alt eine Menge für ihr Leben lernen können.
Die beiden älteren Kinder meiner Schwester, sechs und acht Jahre alt, haben sich neulich mit dem Thema Tod beschäftigt – zum Glück nur aus Neugierde, nicht aufgrund eines traurigen Anlasses. Um sensible Themen mit Kindern zu besprechen, gibt es in meinen Augen ja nichts Besseres als gemeinsam ein gutes Buch darüber zu lesen.
Anhand einer Geschichte kann man wunderbar erzählen und erklären und Fragen der Kinder beantworten. Also haben wir uns auf die Suche zu einem guten Kinderbuch über den Tod gemacht und sind auf Nur ein Tag von Martin Baltscheit gestoßen.
„Wer nicht weiß wohin, geht am besten nach Hause.“
Fuchs und Wildschwein sitzen an ihrem See, picknicken und sehen einer Eintagsfliege beim Schlüpfen zu. Die Fliege ist wunderschön und die beiden trauen sich nicht, ihr zu sagen, wie kurz ihr Leben sein wird.
Die Fliege merkt den beiden aber an, dass sie ihr etwas verheimlichen, und so behaupten Fuchs und Wildschwein kurzerhand, dass es der Fuchs sei, der bald sterben müsse. Da beschließt die Fliege, den Tag für den Fuchs zu seinem allerschönsten Tag zu machen, denn: „… wer nur einen Tag hat, braucht das ganze Glück in vierundzwanzig Stunden.“
Und so durchlaufen sie auf ihrem Weg zum Glück einige Stationen im Schnelldurchlauf: Schule, Liebe, Hochzeit, Schwangerschaft, Stolze-Eltern-sein, Geburtstag, Abschied.
Als dem Fuchs versehentlich doch die Wahrheit herausrutscht, fliegt die Fliege enttäuscht und wütend davon. Sie trifft auf eine andere Eintagsfliege, die seit ihrer Geburt am Morgen pessimistisch die wenigen Stunden ihres Lebens rückwärts zählt. Diese Begegnung besinnt die fröhliche Eintagsfliege auf den eigentlichen Sinn ihres kurzen Lebens: ein Ei zu legen, damit ein neues Eintagsfliegen-Leben entsteht.
Sie fliegt zurück zum See und Fuchs und Wildschwein begleiten sie in ihren letzten glücklichen Lebensminuten.
„Wer nicht weiß wohin, geht am besten nach Hause. Zwar verwandelt sich der Kummer dort auch nicht in Kirschkuchen, aber man kann sich besser ablenken.“
„Die Zeit hat keinen Rückwärtsgang.“
Ein tolles Buch! Eine wunderschöne Geschichte über Freundschaft, Verlust und die unbändige Kraft des Lebens, illustriert mit zauberhaften Zeichnungen von Wiebke Rauers. Das Kinderbuch über den Tod, eigentlich ein Theaterstück, lehrt uns, die Sonnenseiten des Lebens zu sehen, das Beste daraus zu machen und es zu genießen: „Weil das Leben kurz ist und niemand weiß, wie lange man noch davon kosten darf, sollte man feiern, bevor die Sonne das Licht ausmacht.“
Es sind Sätze wie „Der Tod ist wie das Leben – unvermeidbar. Niemand weint über das Leben und deshalb sollte auch keiner über den Tod weinen.“ und „Die Zeit hat keinen Rückwärtsgang.“, die dieses Buch so schön machen.
Und es sind Wahrheiten wie „Lügenbäume wachsen in erfundener Erde mit Blättern, die nicht wahr sind und Früchten, die schwer im Magen liegen.“ und „Wer einmal auf der Lügenrutsche sitzt, kann keine Tasse Kaffee halten.“, die Vorleser und Zuhörer zum Schmunzeln bringen.
Nur ein Tag ist ein Vorlesebuch, ein Kinderbuch über den Tod, das eine ganz tolle Gesprächsgrundlage für Eltern und Kinder über Abschied, Trauer und das Sterben bietet. Durch die fröhlichen Charaktere und die tollen Zeichnungen bleibt die Geschichte stets positiv trotz des sensiblen Themas.
Empfehlenswert ist das Buch in etwa ab dem Grundschulalter.
Eine schöne Weisheit zum Schluss: „Es ist absolut in Ordnung, nicht zu wissen, wann etwas Schlimmes passiert, finden Fuchs und Wildschwein, denn eine gewisse Dummheit macht das Leben leichter.“
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Über die Autorin
Janine Plitsch ist zweifache Mama und Buchhändlerin mit Leidenschaft. Die Gründerin von mamour hat in ihren Schwangerschaften selbst alles verschlungen, was ihr zum Thema in die Hände gefallen ist – jetzt hilft sie anderen (werdenden) Müttern und Vätern, die besten Bücher rund um Schwangerschaft, Babyzeit und Co. zu finden.
“Um sensible Themen mit Kindern zu besprechen, gibt es in meinen Augen ja nichts Besseres als gemeinsam ein gutes Buch darüber zu lesen.
Janine Plitsch
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Quellennachweis Titelbild: Sergiu Birca (shutterstock.com)