Schon während der Schwangerschaft mit dem Baby Kontakt aufnehmen? Mit Meditation kann das klappen, sagt Leila Christiane Jäger. Wir haben ihr aktuelles Buch zum Thema gelesen und mit ihr darüber gesprochen.
„Sprich mit deinem ungeborenen Kind“ heißt das Buch, das aktuell im Verlag dielus edition erschienen ist. „Mit Meditationstechniken erfahren, wie es dem Baby geht und was es möchte“, verspricht der Untertitel. Im Interview haben wir mit Autorin Leila Christiane Jäger über die Methodik und ihr Buch gesprochen:
Das Ungeborene profitiert von einer entspannten Mutter
mamour: Wieso ist Meditation gerade in der Schwangerschaft so wertvoll in deinen Augen?
Leila: Grundsätzlich ist für jeden Menschen, der nicht naturgegeben relaxt ist (und wer ist das schon?), Meditation ein sehr hilfreiches und wertvolles Instrument, um mit sich selbst in Kontakt zu treten und in Achtsamkeit zu handeln.
In der Schwangerschaft strömen auf einmal so viele Einflüsse und neuartige Erfahrungen auf die Schwangere ein, dass es durchaus nicht einfach ist, ruhig Blut zu bewahren. Was kann da besser helfen, als in die so notwendige Stille zu gehen und ganz nah bei sich selbst zu sein?
Das Ungeborene profitiert ja im höchsten Maße von einer entspannten Mutter, wenn sich beide körperlich und geistig/seelisch wohlfühlen, sind das wunderbare Voraussetzungen für eine erfüllte Schwangerschaft.
Wie viel Vorerfahrung mit Meditation sollte eine Leserin deines Buches mitbringen oder ist gar keine nötig?
Es sind überhaupt keine Vorerfahrungen nötig. Mit Neugier, Unbefangenheit und Freude am Experimentieren kommt man mit meiner Methode sehr weit. Wer Erfahrungen mit dem Meditieren hat, kann sie mit einfließen lassen, und es gibt kein Muss. Der Spaß an der Sache bringt die werdende Mutter oder den Vater direkt zum Ziel.
Das Buch ist 2001 bereits unter dem Titel „Mit dem Baby reden: Intuitionstraining für werdende Eltern“ bei Kösel erschienen. Was ist an der überarbeiteten Wiederveröffentlichung, die Anfang November 2016 bei dielus edition erschienen ist, anders und neu?
Als 2001 das Buch erschien, war ich zwar konkurrenzlos, jedoch war mein Buch für viele noch zu exotisch. Derweil ist die pränatale Forschung ein gutes Stück voran geschritten, und ist in der Bevölkerung angekommen. An den Reaktionen der Menschen stelle ich fest, das es jetzt nicht mehr exotisch ist, sondern als sehr interessant und selbstverständlich wahrgenommen wird.
Das Interesse an meinem Thema ist rasant gestiegen. Ich habe in den letzten Jahren natürlich viele Erfahrungen gemacht und weitere Erkenntnisse dazugewonnen. Sie alle sind in das neue Buch mit eingeflossen. Es gibt jetzt weitere Entspannungs-, Mental- und Meditationstechniken sowie ganz wichtig: neue Erfahrungsberichte von Schwangeren bzw. von deren Partnern.
Zu guter Letzt kommt meine jetzt erwachsene Tochter auch mit einem Kapitel zu Wort. Sie beschreibt ihre Sicht der Dinge, und ich finde, das ist eine tolle Abrundung.
„Niemand muss mir etwas glauben, aber jeder darf es selbst ausprobieren.“
Auch ich habe in meinen beiden Schwangerschaften mit meinem Baby im Bauch gesprochen, sei es nun laut oder in Gedanken. Aber ich bin nicht auf die Idee gekommen, es könne mir antworten. Wie kann ich mir die Kommunikation vorstellen?
Diese Kommunikation ist sehr sensibel, einige hören tatsächlich Worte (so war es auch bei mir), andere bekommen Bilder oder besondere Gefühle. Und alles zusammen ist natürlich auch möglich, wir sind ja viel multidimensionaler als wir annehmen.
Zumeist warten die Babys nur darauf, endlich in den Dialog treten zu können. Wir haben es nur nicht gelernt, weil wir meinen, so ein kleines Wesen habe noch kein Bewusstsein. Die Intuition, mit dem Baby zu sprechen, haben jedoch fast alle werdenden Mütter, nur umgekehrt, das ist noch neu . . . oder wieder neu.
Und auch die Väter können mit dem ungeborenen Baby in Kontakt treten?
Ja, das ist durchaus möglich, die Erfahrungen der letzten Jahre zeigen es deutlich. Offenheit und Unbefangenheit sind eigentlich schon Garant genug. Wenn man bedenkt, dass wir ja alle nicht voneinander getrennt sind, was heute quantenphysikalisch beweisbar ist, dann ist es geradezu logisch.
Die Vorstellung, mit dem ungeborenen Kind zu kommunizieren, begeistert vermutlich manche und löst Skepsis aus bei anderen. Wie überzeugst du letztere, den Meditationstechniken eine Chance zu geben?
Generell finde ich Skepsis immer angebracht. Ich kann ja viel erzählen! Niemand muss mir etwas glauben, aber jeder darf es selbst ausprobieren.
Ich will niemanden überzeugen, überzeugen kann man sich nur selbst, indem man es ausprobiert. Dafür ist dann allerdings Offenheit angesagt.
Ich bin sicher, die Menschen können auch ohne mein Buch glücklich sein, und doch wird es für manche eine enorme Bereicherung darstellen.
„Positive Statements für dich und andere“
Eine große Rolle spielen in deinem Buch die positiven Affirmationen. Wie funktionieren sie genau und warum sind sie so wichtig?
Wir affirmieren gedanklich und sprachlich den lieben langen Tag ohne es zu bemerken. Positive Affirmationen sind ganz einfach dafür da, dich aus dem „normalen“ Gedankenkarussell heraus zu bewegen, und immer wieder positive Statements für dich und andere abzugeben.
Mit Regelmäßigkeit betrieben, führt es zu einer grundlegenden positiven, neuronalen Veränderung, die sich dann auch in der Realität deutlich bemerkbar macht.
Wir haben bei mamour derzeit eine Reihe über Lieblingsbücher aus der Kindheit. Welches Buch hast du als Kind besonders geliebt und warum?
Ich war eine Leseratte par excellence. Außerdem gab es in meiner Kindheit keinen Fernseher, ich befürchte, das ist für viele Leser unvorstellbar heutzutage. Da ich schon sehr lange erwachsen bin, kann es durchaus sein, dass unsere Leser diese Bücher nicht mehr kennen.
Also, ich erinnere mich an: Ricki der Fuchs, allein dieses allerliebste Fuchsgesicht hat schon Entzücken in mir ausgelöst! Und ist bestimmt dafür verantwortlich, dass ich Hunde liebe. Märchen waren für mich ganz wichtig. Rapunzel fand ich toll, nicht wegen der Geschichte, nein, aber solche Haare zu haben, das war mein Traum! Tja, und dann gab es bei uns in der Familie irgendwann Mickey Mouse und Tom & Jerry. Ja, ich weiß, das sind keine Bücher . . . und trotzdem, ich fand sie einfach klasse.
Buchverlosung
In der nächsten Ausgabe unseres Newsletters verlosen wir das Buch „Sprich mit deinem ungeborenen Kind“ unter unseren Abonnenten. Trage dich noch bis zum 7.12. in den Verteiler ein, damit du den Newsletter nicht verpasst!
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Höre auf deinen Körper, höre auf dein Kind
Leila Christiane Jäger hat mit „Sprich mit deinem ungeborenen Kind“ einen Schwangerschaftsratgeber der anderen Art geschrieben. Selbst wenn man, wie ich, keine Erfahrungen mit Meditation hat, ist das Buch dennoch eine tolle Lektüre. Neben Meditation und weiteren mentalen Übungen, die natürlich den Hauptteil des Buches ausmachen, ist der Grundgedanke vor allem einer: Höre auf deinen Körper und vertraue darauf, dass er dir sagt, was er braucht und was gut für ihn ist. Wenn du darauf hörst, dann wird es dir und deinem ungeborenen Kind gut gehen.
Der Titel klingt vielversprechend: welch eine schöne Vorstellung, mit dem ungeborenen Baby im Bauch kommunizieren zu können. Aber ich war erstmal skeptisch, wie das mit der Meditation funktionieren soll. Die Autorin führt den Leser jedoch sehr einfühlsam dorthin, mit vielen Anekdoten und Erlebnissen aus der eigenen Schwangerschaft gespickt.
Erst werden verschiedene Meditationstechniken (Atem-, Farb- und Klangmeditation) und mentale Übungen (Affirmation, Temporal Tapping, Qigong, Gebet, Autogenes Training und Kinesiologie) vorgestellt und beschrieben, dann beschäftigt sich die Autorin mit den körperlichen Vorbereitungen auf die Empfängnis und die Schwangerschaft: den Körper reinigen, beispielsweise durch Fasten, Bewegung und ausgewogene (möglichst vegetarische) Ernährung.
Warum nicht das Baby nach seinem Wunschnamen fragen?
Mithilfe der verschiedenen Meditationstechniken und mentalen Übungen wird der Leser angeleitet, in Kommunikation mit dem ungeborenen Kind zu treten und lernt, die Antworten des Babys zu erkennen – was selbstverständlich einer gewissen Übung bedarf. Wenn man diesen Status erreicht hat, kann man jedoch einiges lernen und erfahren, sowohl über den eigenen Körper als auch über das Baby und sein Wohlbefinden. Die Autorin befragte beispielsweise ihr Baby nach seiner Gesundheit, als während der Schwangerschaft der Verdacht auf Trisomie 21 geäußert wurde – ihre Tochter antwortete ihr, dass sie gesund und alles in Ordnung sei.
Genauso können wir unser Baby nach seinen Bedürfnissen fragen: Möchte es mehr vorgesungen bekommen, braucht es gerade Ruhe, Streicheleinheiten oder sonstiges. Und: Warum nicht das Baby nach seinem Wunschnamen fragen?
Für alle, die sich unvoreingenommen und offen auf das Thema einlassen möchten und können, eine schöne Leseempfehlung für die Schwangerschaft!
Das Buch steht auch auf unserer Liste zum Thema: Achtsamkeit in der Schwangerschaft
Über die Autorin
Janine Plitsch ist zweifache Mama und Buchhändlerin mit Leidenschaft. Die Gründerin von mamour hat in ihren Schwangerschaften selbst alles verschlungen, was ihr zum Thema in die Hände gefallen ist – jetzt hilft sie anderen (werdenden) Müttern und Vätern, die besten Bücher rund um Schwangerschaft, Babyzeit und Co. zu finden.
Quellennachweis Titelbild: Syda Productions, Shutterstock.com