Es ist ein wahrhaftig magischer Moment, wenn sich ein Liebespaar in die Augen schaut und mit Herzklopfen und großem Lächeln beschließt: Wir wollen ein Kind!
Wir wollen ein Kind – das heißt: Wir wollen Eltern werden. Wir wollen eine Familie sein. Wir wollen all unsere Liebe einem kleinen Menschen schenken und uns an seiner Einzigartigkeit jeden Tag gemeinsam erfreuen. Wir wollen Leben schenken!
Bei vielen Paaren dauert es nur ein paar Monate, bis sie die ersten Herztöne ihres Kindes beim Gynäkologen hören können und für knapp neun Monate Tag für Tag dem Wunder des Lebens beim Wachsen zuschauen.
Sie wissen ziemlich genau, wann sie ihr Kind spätestens in ihre Arme schließen werden und gestalten die Zeit der Schwangerschaft ganz bewusst nach ihren Bedürfnissen des Nestbaus und des Genusses der Freiheit und Zweisamkeit und fiebern gemeinsam mit Freunden und Familienmitgliedern auf den großen Geburtstag hin.
Unbestimmte Zeit des Wartens bei Adoption
Diese Erfahrungen der Gemeinschaftlichkeit, der Planungsfreiheit und der gezielten Vorfreude sind die besonders nährenden Faktoren einer Schwangerschaft für die werdenden Eltern. Wie aber ergeht es Wunscheltern, die ihr Herzenskind nicht leiblich gebären, sondern adoptieren wollen?
Wie können sie hoffnungsvoll und selbstbewusst mit der Phase des Bewährens bei den Adoptionsvermittlungsstellen der Jugendämter umgehen? Wie können sie sich in der unbestimmten Zeit des Wartens auf das innig gewünschte Kind die Vorfreude bewahren, in das Familienleben hineinwachsen und dabei das romantisch partnerschaftliche Leben weiterhin bewusst gestalten und genießen?
Denn wann der Tag, an dem die Adoptionsbewerber ihr Kind in den Armen halten werden, kommen wird, ist nicht vorhersehbar. Das Warten kann nur wenige Wochen, aber auch einige Jahre dauern und durchaus auch für einige Paare vergebens sein.
Wie können Paare, die ein Kind adoptieren wollen, ihre Wartezeit für sich aus der Abhängigkeit zu den Vermittlungsstellen und des Schicksals zurückerobern? Wie können sie diese außergewöhnliche Zeit ihres Lebens bewusst so gestalten, dass es eine Phase der Lebendigkeit, der Entwicklung, der Verbundenheit, der Fülle und des Genusses wird, die ganz anders, aber mindestens gleichwertig wertvoll für die Partnerschaft und die Partner wird wie die 9 Monate einer Schwangerschaft?
Sich beraten und begleiten lassen
In meinen Beratungen habe ich den Anspruch, alle Klienten bestmöglich darin zu unterstützen, ihren ganz eigenen Weg zu entdecken und einen souveränen Umgang mit ihren Adoptionserfahrungen zu entwickeln.
Ich kenne die Höhen und Tiefen, die in den verschiedenen Phasen einer Adoption auftauchen können, sehr gut. Daher weiß ich, dass sich gleichzeitig unendlich viele Möglichkeiten des Glücks und der Erfüllung in diesem außergewöhnlich wertvollen Familienmodell verbergen.
Mit meinen Klienten möchte ich gemeinsam genau hinschauen und die Situation würdigen, in der sie sich befinden, erinnere sie an vorhandene Kompetenzen und Ressourcen und schaue mit ihnen optimistisch nach vorne, denn: Familie ist der Ursprung von Leben und Glück!
Die Wartezeit bewusst gestalten
Adoptivbewerberpaaren rate ich: Macht eure Wartezeit zu einer eurer persönlichsten Zeiten!
- Stellt euch sowohl auf eine kurze (bis zu 6 Monate), als auch auf eine mittelfristige (ca. 3 Jahre) und eine lange Wartezeit (länger als 3 Jahre) ein und überlegt euch, welche Projekte ihr in der kurzen Wartezeit auf jeden Fall erledigen und erleben wollt. Dies können zum Beispiel sein: Renovierung, Wunschliste zur Babyerstausstattung, Wunschurlaube, Fortbildung, Babypflegekurse, Formulare für Ämter anfordern (Elterngeld, Kindergeld, Erziehungszeiten, Kitagutscheine etc.), große Feiern oder was auch immer euer Herz begehrt.
- Plant diese Projekte für die kurze Wartezeit realistisch und mit viel Vorfreude, und plant parallel regelmäßige Meldetermine bei eurer Adoptionsvermittlung telefonisch sowie schriftlich (Urlaubspostkarte) ein, z. B. alle 3-4 Wochen telefonische Rückmeldung zzgl. einer persönlichen Einladung zu Kaffee und Gebäck bei euch innerhalb der 6 Monate.
- Jetzt seid ihr startklar für Phase 2: die anschließenden zwei Jahre. Was möchtet ihr in dieser Zeit erleben und erledigen, wenn die Projekte in Phase 1 bereits erfüllt wurden? Welche Hobbys und neuen Rituale könnt ihr beginnen, alleine und gemeinsam? Welche beruflichen Schritte wären interessant? Welche Erlebnisse füllen euer Leben alleine und gemeinsam mit Leben und Freude und Energie?
- Phase 3: Die Ankunft eures Kindes lässt aus verschiedenen Gründen auf sich warten. In welche Richtung möchtet ihr eurem Leben einen Drehimpuls geben? Gibt es z. B. Ehrenämter, die ihr übernehmen möchtet, oder ist die Aufnahme eines Pflegekindes eine Option? Habt ihr Lust auf ein Haustier, das auch mit einem Kind harmonieren würde? Oder möchtet ihr beruflich noch einmal etwas ganz Neues ausprobieren? Sind in den ersten Jahren des Wartens Themen auf den Tisch gekommen, die ihr jetzt mit professioneller Begleitung alleine oder als Paar reflektieren und verarbeiten möchtet?
Beispiel: Eine Klientin von mir lebte seit 7 Jahren mit ihrem Kinderwunsch. In der Zeit hatte sie neben künstlicher Befruchtung und TCM-Behandlungen ihr Studium absolviert, sich mit ihrem Mann als Adoptiveltern qualifiziert und wartete nun seit 2,5 Jahren auf den langersehnten Anruf. Ein Jahr nach Erhalt ihres Diploms hielt sie das sich quälend lang anfühlende Warten nicht mehr aus und bewarb sich als Stewardess, um durch die dadurch deutlichen finanziellen Ersparnisse für Flugtickets für sich und ihren Mann gemeinsam mit ihm zukünftig zahlreiche Reisen rund um die Welt zu unternehmen und endlich wieder ein Gefühl von Freiheit zu spüren. Aber dann: Als das Ticket für das Assessmentcenter der Fluggesellschaft im Briefkasten lag, rief die Adoptionsvermittlungsstelle an…
- Sucht euch ausgewählte Vertraute in eurem Bekanntenkreis, mit denen ihr in der besonders herausfordernden Wartephase über eure Gefühle und Gedanken offen sprechen könnt, ohne mit unbeholfenen Floskeln rechnen zu müssen. Oder gönnt euch zusätzlich einen professionellen Ansprechpartner, der euch auf eurem Weg als Paar und einzeln begleitet und berät.
- Beobachtet euch und euren Partner genau: Wie viele Schwangerschaften und Geburten könnt ihr im Freundeskreis in welcher Dosis gut miterleben und authentisch genießen, und ab wann und bei wem wird es euch zu viel und schmerzhaft? Hört auf eure Gefühle und sorgt gut für euch. Aber: Für sich sorgen heißt auch, dafür zu sorgen, dass man sich nicht isoliert! Wie auch sonst im Leben gilt: Balanced Action.
- Wer darf ab wann von euren Adoptionsplänen wissen und warum? Nur wenn es für eure Familie oder die Beziehung zu anderen Person von Vorteil ist, ist es erfahrungsgemäß lohnenswert, die Person so intim in euer Leben und eure Gefühle mit einzubeziehen.
- Überlegt euch passende, authentische Antworten, mit denen ihr auf indiskrete Fragen wie „Wollt ihr keine Kinder? Jetzt wird es für euch aber auch mal Zeit! Wann wollt ihr denn Kinder bekommen? Wie lange muss ich noch auf meinen Enkel warten?“ gekonnt und selbstbewusst antworten könnt, ohne den anderen zu irritieren oder versehentlich eine unerfreuliche Diskussion zu entfachen.
Bedenkt dabei stets: Nachfragen wie die oben sind in den allermeisten Fällen absolut unbedacht geäußert worden. Niemand ahnt etwas von eurer besonderen Situation, sondern möchte sehr wahrscheinlich einfach nur über das nette Thema „Kinder kriegen“ plaudern. Also: Entwickelt Pauschalantworten, die euch euer Gesicht und eure Würde bewahren und euer Gegenüber zufrieden nicken lassen, wie z. B. „Lass dich überraschen!“
Die Zeit des Wartens als Chance sehen
Ganz generell gilt: Würdigt jeden Tag eurer besonderen Situation! Es ist emotional eine große, vielschichtige Herausforderung, den Adoptionsprozess stabil zu durchlaufen und die vielen Höhen und Tiefen alleine und als Paar gut zu meistern. Es ist etwas ganz Anderes, sich so bewusst um ein Kind zu bemühen, als spontan schwanger zu werden, und erfordert täglich eine gute Portion Selbstfürsorge.
Der Adoptionsprozess trägt jedoch nicht nur die Herausforderungen des Bewährens und Geduldens in sich, sondern auch grenzenloses Potential, mit wunderschönen Erlebnissen bewusst erfüllt zu werden und daran persönlich und als Paar wunderbar zu wachsen.
Über die Autorin
Diplom-Soziologin Daniela Holm begleitet und berät Adoptivbewerberpaare in ihrer bewussten, individuellen Gestaltung ihrer Wartezeit in Hamburg persönlich und bundesweit auch telefonisch.
www.adoptionsberatung-hamburg.com
“Familie ist der Ursprung von Leben und Glück!”
Daniela Holm
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