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Babyglück und Babyblues: Das Wochenbett mit dem vierten Kind

Wochenbett Bericht

Drei Geburten hatte ich schon hinter mir. Drei Kinder im Alter von 7, 3 1/2 und 2 Jahren sprangen um mich herum – und ich war schwanger mit Wunschkind Nummer 4.

Neben einigen Dingen, die definitiv den Hormonen und dem Nestbautrieb zuzuordnen sind, bereitete ich mich natürlich auch wieder gut auf das anstehende Wochenbett vor, denn dreimal hatte ich diese Zeit voller Widersprüchlichkeiten schon durchlebt.

Auf der einen Seite dieses kleine Bündel Glück, dieser winzige Mensch und diese allumfassende Freude, dass er nun endlich da ist. Auf der anderen Seite aber auch körperliche Einschränkungen, die Erschöpfung nach der Geburt und den ersten Tagen mit überaus wenig Schlaf, die extreme Hormonumstellung und nicht zu vergessen: die Geschwister, die sich – genau wie wir Eltern – an ein neues Familienmitglied und die großen Veränderungen gewöhnen müssen.

Das alles hatte ich noch im Hinterkopf, bereitete Behördenkram vor und deckte mich ein mit Dingen, die mir gut tun würden in dieser Zeit. Geplant war wie bei den beiden Kindern zuvor eine ambulante Geburt im Geburtshaus, ohne mehrtägigen Krankenhausaufenthalt wie bei der ältesten Tochter. Stattdessen sollte es erneut vom Geburtsbett direkt ins eigene Bett gehen, was auch wieder wunderbar klappte.

Und dort lag ich dann, berauscht von den vergangenen Stunden, randvoll mit Glückshormonen und hielt dieses kleine Wesen im Arm und wusste wieder nicht so recht wohin mit mir. Alles in dieser frühen Morgenstunde war so still und ruhig, weil alle anderen (wieder) schliefen.

Als dann aber die Geschwister wach wurden und freudestrahlend ihre kleine Schwester begrüßten, da begann für mich unser neues Leben zu sechst, welches in den kommenden Wochen nicht immer einfach war.

Wochenbett Babyblues

Bild: nullpunktzwo

Das Frühwochenbett

In den ersten Tagen wurde ich von allerfiesesten Nachwehen geplagt, kämpfte wieder mit einem satten Milcheinschuss und hatte dazwischen noch so einiges an Behördenkram und Arztterminen wegen der ambulanten Geburt zu absolvieren. Wegen des Stillens konnte mir das mein Mann auch nicht alles abnehmen, und ich war heilfroh, dass er Elternzeit genommen hatte, damit wenigstens der Haushalt einigermaßen weiterlief.

So gerne ich ihm dabei geholfen hätte, in den ersten Tagen ging bei mir aufgrund von Schwindel und Beckenbodenbeschwerden gar nichts außer viel liegen und ausruhen.

Das ist ganz normal (ich hatte es nur wieder vergessen) und auch meine Hebamme ermahnte mich immer wieder, möglichst langsam zu machen. Das wiederum fiel mir wirklich schwer, denn ich fühlte mich zunehmend einsam mit dem Baby in meinem Schlafzimmer.

Der Mann kümmerte sich wirklich gut um alles andere, aber „gemeinsame Babyflitterwochen“ waren das nicht. Stattdessen war er mit den drei Geschwistern und ich mit dem Baby beschäftigt, jeder auf seiner Seite der Schlafzimmertür.

Zusätzlich litt die Kleine auch noch immer öfter unter Bauchweh, vor allem nachmittags und abends, wenn es dank heimgekehrter KiTa-Kinder sowieso schon laut war. Eine warme Mahlzeit und auch den wichtigen Mittagsschlaf gab es nicht täglich, das schafften wir einfach nicht. Dazu kam dann noch ein wochenlanger fieser Husten (beim Mann) und zwei Tage Magen-Darm (bei den KiTa-Kindern).

Ich war unzufrieden, hatte ständig ein schlechtes Gewissen und auf der anderen Seite war da diese Liebe zu meinem neugeborenen Mädchen, das auf mir schlief und das mich so glücklich machte – bis im Flur wieder ein Kind wegen irgendeiner Nichtigkeit heulte oder ein anderes Kind etwas durch die Gegend warf und mich damit aus dem Schlaf riss.

Selbst Exklusiv-Zeit der Geschwister mit den Großeltern brachte kaum Ruhe in unsere Familie, sondern wühlte oft noch mehr auf.

Wochenbett Geschwister

Bild: nullpunktzwo

Babyblues mit Verspätung

Nach drei Wochen übermannte mich dann plötzlich und vollkommen unerwartet der große Babyblues und ich fiel in ein schwarzes Loch: „Irgendetwas essentiell Wichtiges bleibt immer auf der Strecke: Schlaf, Nahrung oder Körperpflege. Teilweise konnte ich nur nachts richtig auf Toilette, weil es sonst zu unruhig war. Aber es soll (noch) okay sein, bestätigen mir andere und auch meine Hebamme. Das Heulen, das Nicht-hinbekommen und das Sich-unfähig-fühlen.“ schrieb ich damals in meinem Blog.

Die Unplanbarkeit, vor allem zeitlich (ständig gab es Unterbrechungen) machten es mir schwer, die so wichtige Zeit mit den älteren Geschwistern zu verbringen, etwas Anständiges zu kochen oder mich mal ein wenig um mich selbst zu kümmern.

Ich fühlte mich schrecklich, zerteilt zwischen allen Bedürfnissen und dachte, dieser Zustand würde ewig andauern.

Die schöne Wochenbettzeit

Doch nach zwei Tagen mit fiesem Babyblues ging es von alleine bergauf. Lag es nun an den Hormonen oder einfach nur an der Zeit: Das veränderte Familiengefüge kam ganz langsam ins Gleichgewicht, in den Wochen 5 und 6 nach der Geburt nahm das abendliche Schreien des Babys rapide ab, ich selbst fühlte mich endlich wieder etwas fitter und kräftiger und auch dem Mann ging es gesundheitlich wieder besser.

Die letzten Wochen seiner zweimonatigen Elternzeit konnten wir sogar genießen, denn der Haushalt lief ganz gut, die Kinder schliefen nachts wieder viel besser und auch unsere Jüngste kam mehr und mehr in unserer Welt an.

Ich selbst stellte fest: Es spielt sich alles ein, es braucht einfach nur etwas Zeit.

„Das Wochenbett“ von Stern/Gaca

Das WochenbettMitten in meinem Wochenbett erreichte mich das neue Buch „Das Wochenbett“ von Loretta Stern und Anja Constance Gaca und ich muss direkt erwähnen: Ich hätte es mal besser vor der Geburt gelesen!

So einiges hatte ich trotz drei erlebter Wochenbettzeiten einfach wieder vergessen, sodass ich mich nach der Geburt wieder ein wenig überrollt fühlte von meinen Emotionen und Körperlichkeiten.

Zwar ist das Buch eher auf Erst-Eltern ausgerichtet, enthält aber auch viel und vor allem gut aufbereitetes Wissen (Vorbereitungen für Geburt und die ersten Wochen daheim) sowie etliche praktische Tipps (z.B. Kochrezepte), die für Mehrfach-Eltern ebenso interessant sind.

Im Kapitel über das wichtigste Wochenbettwissen werden alle relevanten Themen zumindest kurz angeschnitten und es gibt sogar extra einen eigenen Väterteil mit konkreten Handlungsvorschlägen. Super!

Insgesamt hätte ich mir aber ein wenig mehr zum Thema Kernfamilie bzw. Geschwister gewünscht. Ich habe mich so oft zerrissen gefühlt zwischen meiner eigenen Schonung und den Bedürfnissen des Neugeborenen sowie der älteren Kinder, das war nicht einfach für mich im Wochenbett.

Das Buch ist ein wunderbares Geschenk zum Mutterschutz beim ersten und auch beim zweiten Kind, hat aber auch für Mehrfachmütter viele neue Tipps parat.

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Über die Autorin

Das Frl. Null.Zwo schreibt im Blog nullpunktzwo.de über ihre Großfamilie in Patchwork – bestehend aus Frau, Mann, GrundschulKind (*09/2009), KiTaKind (*11/2012), KleinKind (*06/2014) und Baby (08/2016).

Sie bildet ihre alltägliche Diversität ab: den turbulenten Alltag als Frau und Mutter zwischen Termin und Trödelei, aber auch gesammelte Erfahrungen rund um Schwangerschaft, Baby und Kind sowie Job und Vereinbarkeit.

Quellnachweis Titelbild: SvetlanaFedoseyeva, Shutterstock.com