Wenn das Leben mit dem Tod beginnt, ist für Eltern nichts mehr, wie es (gedacht, erträumt, erhofft) war. Heike Wolter kennt die große Trauer, ein Baby in der Schwangerschaft oder wenig später zu verlieren und schreibt Bücher für Eltern der Sternenkinder.
Das eigene Kind in der Schwangerschaft, bei der Geburt oder kurz darauf zu verlieren – das ist eine Vorstellung, die man sich als werdende Mutter verbietet weiterzudenken.
Angesichts der großen Wahrscheinlichkeit eines positiven Verlaufs der Schwangerschaft ist das richtig. Doch etwa 3.000 Eltern in Deutschland erleben jährlich eine stille Geburt: Ihr Baby stirbt vor oder während der Geburt. Noch mehr Schwangerschaften enden in den frühen Schwangerschaftswochen.
Wenn Eltern von solch einem Verlust betroffen sind, dann fühlen sich viele wie in der Mitte der Nacht. Sie haben vielleicht das Gefühl, dass es nirgendwo neues Licht und Hoffnung gibt. Der Weg der Trauer um das Baby beginnt meist in großer Dunkelheit. Es ist wichtig, hier gute, hilfreiche Schritte zu gehen.
Anerkennung für die Existenz des Kindes
Das beginnt mit einem aktiven, selbstbestimmten Abschied. Zu dem kann es gehören, ein kleinstes Fehlgeborenes anzuschauen, ein still geborenes Baby zu baden oder ein todkrankes Neugeborenes auf seinem letzten Weg zu begleiten. „Kann“, nicht „muss“. Verhaltensweisen, Rituale und Erinnerungsstücke sind ganz verschieden.
Abschied und Trauer sind höchst individuelle Prozesse. Wichtig ist, dass Betroffene auf sich selbst hören und spüren, was sie gern möchten. Das ist nicht leicht in einer Situation, die viele Eltern hilflos und ohnmächtig erleben. Aber die Ermutigung, sie selbst sein zu dürfen, prägt meist den gesamten weiteren Trauer- und Lebensweg.
So können zum Beispiel bereits im Krankenhaus, im Geburtshaus oder zu Hause Fuß- oder Handabdrücke gemacht werden. Eltern sollten auch über ihre Rechte informiert werden: dass eine Hebammenbetreuung möglich ist, wie eine Bestattung stattfinden kann oder wo ein Kind offiziell anerkannt werden kann. Seit 2015 ist es nämlich möglich, jedes Kind standesamtlich eintragen zu lassen. Diese Urkunde begründet zwar keinen Personenstatus, aber hier geht es um das Anerkennen der Existenz dieses kleinen, unverwechselbaren Kindes.
Kinder haben ihre eigenen Trauerwege
Wenn es Geschwisterkinder gibt, braucht es für diese besondere Aufmerksamkeit. Sie sind häufig besonders belastet: Das erwartete Geschwisterkind ist gestorben, die Eltern sind in ihrer Trauer nicht mehr dieselben wie zuvor. Kinder haben meist viele Fragen zum Tod und ganz eigene Trauerwege, die gute Begleiter brauchen (Kinderbuch über den Tod).
Viele Menschen, die selbst nicht betroffen sind, kennen im näheren Umfeld Eltern sogenannter Schmetterlings-, Engels- oder Sternenkinder. Als Begleiter in der schwierigen Situation spielen Freunde, Bekannte und Verwandte eine wichtige Rolle. Das Wichtigste ist, nicht wegzusehen. Auch wenn man unsicher ist und oft nicht weiß, wie man sich verhalten soll. Ehrliche, mitfühlende Worte oder auch wortloses Da-Sein sind wichtige Geschenke an die Trauernden.
Die Verarbeitung eines solchen Verlusts dauert eine Zeit – oft länger als sich die Umwelt das vorstellen kann. Hier ist Geduld gefragt – mit sich selbst als Betroffener, mit den Eltern als Außenstehender. Es gibt viele Möglichkeiten, sich selbst Gutes zu tun. Die Wege der Verarbeitung und Heilung sind verschieden und Betroffene dürfen darauf vertrauen, intuitiv den richtigen zu finden.
Trauer lässt sich nicht in ein Schema pressen und auch nicht abkürzen. Das Geschehene ist wie eine Wunde, die sich nur langsam verschließt, von der aber eine Narbe bleibt, die sich unter Umständen immer mal wieder meldet, vor allem aber sichtbare und spürbare Erinnerung ist.
Es weht der Wind ein Blatt vom Baum,
von vielen Blättern eines.
Ein einziges Blatt, man merkt es kaum,
denn eines ist ja keines.
Doch dieses eine Blatt allein,
war Teil von unsrem Leben.
Drum wird uns dieses Blatt allein,
für immer, immer fehlen.
(Hermann Hesse)
Heike Wolters: Bücher über Sternenkinder
Mein Sternenkind
Begleitbuch für Eltern, Angehörige und Fachpersonen nach Fehlgeburt, stiller Geburt oder Neugeborenentod
Das Buch wendet sich in erster Linie an verwaiste Eltern, die ihr Baby durch Fehlgeburt, Totgeburt oder im Neugeborenenalter verloren haben. Aber es gibt auch eigene Kapitel für Angehörige und Fachpersonen.
Im Aufbau lässt es zunächst jene Eltern mit ihren Geschichten zu Wort kommen, die im Laufe des Buches später immer wieder zitiert werden.
So sind auch die auf die Erlebnisberichte folgenden Kapitel von vielen persönlichen Erfahrungen geprägt. In den Kapiteln wird der Weg von der Schwangerschaft über die Geburt und die Trauer beleuchtet. Das Sternenkinder Buch ist von der Überzeugung getragen, dass es nach dem Verlust eines Kindes Zeit braucht, um wieder gut ins Leben zurückzufinden.
Um auf dem Weg der Trauer und der Neuorientierung vorangehen zu können, werden vielfältige Möglichkeiten aufgezeigt. Es sind also zahlreiche Aspekte angesprochen, die für verwaiste Eltern und im Umgang mit ihnen wichtig sein können, zum Beispiel:
- die Erfahrung des Verlusts und die Frage nach dem ‚Warum‘
- die wichtigen ersten Schritte und der Verlauf der Trauer
- eigene und fremde Ressourcen, Rituale, Erinnerungen und neue Wege
- die Entscheidung zu und der Verlauf einer Folgeschwangerschaft
- spezielle Situationen von Vätern, Großeltern, Geschwistern und Folgekindern
- der Möglichkeit eines erneuten Verlusts
- die professionelle und unterstützende (Trauer)Begleitung
Lilly ist ein Sternenkind
Das Kindersachbuch zum Thema verwaiste Geschwister
Im Buch geht es um die drei Geschwister Lilly, Elias und Malin. Lilly ist die kleine Schwester, die am Beginn der Geschichte noch in Mamas Bauch wohnt. Die ganze Familie erwartet ihre Geburt sehnsüchtig.
Doch dann kommt es ganz anders als erhofft – Lilly stirbt völlig unerwartet. Nicht nur Lillys Eltern, sondern auch ihre Geschwister sind sehr traurig. Im Krankenhaus lernen die beiden ihre tote Schwester kennen und haben die Gelegenheit, sich persönlich zu verabschieden.
In der folgenden Zeit haben Elias und Malin viele Fragen über das Sterben und den Tod. Sie merken, dass es auf diese Fragen keine endgültigen Antworten gibt, sondern verschiedene Menschen unterschiedlich denken. Auch Oma und Opa spielen in der Geschichte eine wichtige Rolle. Sie sind es, die auch viele fröhliche Momente in dieser schweren Zeit ermöglichen.
In diesem Kindersachbuch stehen die Geschwister eines Sternenkindes im Mittelpunkt. Sie sollen die Möglichkeit erhalten, sich in der Geschichte wiederzufinden. Für Eltern ergänzen nützliche Tipps und ein Adressteil die Informationen.
Bis Freitag, 21. Oktober, verlosen wir ein Exemplar von „Lilly ist ein Sternenkind“ auf Facebook.
Erinnerungsalbum für Eltern von Sternenkindern
Heike Wolter hat mehrere Erinnerungsalben geschrieben, in denen die Eltern fehlgeborener, still geborener oder früh verstorbener Kinder ihre Trauer verarbeiten können. Die Alben bieten Platz für schriftliche Aufzeichnungen und Fotos sowie weitere Erinnerungsstücke eines einzigartigen kleinen Menschen.
Bis Freitag, 21. Oktober, verlosen wir ein Exemplar von „Egal wie klein und zerbrechlich“ auf Facebook.
Über die Autorin
Heike Wolter ist Mutter von sechs Kindern, darunter ein Sternenkind. Um einen Weg zu finden, damit umzugehen, begann sie, Bücher für andere verwaiste Eltern zu schreiben. Mit ihren Ratgebern und Erinnerungsalben hilft sie vielen Angehörigen auf ihrem schwierigen Trauerweg.
“Die Wege der Verarbeitung und Heilung sind verschieden und Betroffene dürfen darauf vertrauen, intuitiv den richtigen zu finden.”
Heike Wolter
Quellennachweis: Maria Sbytova (shutterstock.com), Hrecheniuk Oleksii (shutterstock.com)