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Natürliche Geburt nach Kaiserschnitt – Erfahrungsbericht

Natürliche Geburt nach Kaiserschnitt

Kaiserschnitte sind heute weit verbreitet. Doch die meisten Mütter möchten ihr Kind natürlich zur Welt bringen – auch solche, die bereits einen oder mehrere Kaiserschnitte hinter sich haben. Dass das klappen kann, hat Ute Taschner selbst erlebt: Nach zwei Kaiserschnitten hat sie ihr drittes Baby natürlich entbunden – und anschließend ein Buch darüber geschrieben.

Natürlich gebären nach zwei Kaiserschnitten?

In meiner dritten Schwangerschaft stand für die Ärzte von Anfang an fest, wie ich das Baby zur Welt bringen muss: Ein Kaiserschnitt war vorgesehen, wie bei den anderen beiden Kindern auch. Doch ich lehnte dankend ab.

Das nächste Baby sollte auf natürlichem Weg geboren werden.

Eine kurze Vorgeschichte:

1. Kind: Kaiserschnitt statt Hausgeburt

Vor knapp 17 Jahren kam unser Sohn zur Welt. Ich hatte eine Hausgeburt geplant, doch es geschah, womit niemand gerechnet hatte: Ich fand mich mit einer großen Narbe auf dem Bauch in einem Aufwachraum nahe dem OP-Saal wieder.

Was war passiert? Trotz stundenlanger, heftiger Wehen im heimischen Wohnzimmer ging die Geburt kaum voran. Mein Mann brachte mich irgendwann in die nächstgelegene Geburtsklinik. Mit Hilfe einer PDA sollte die Geburt dort weiter voranschreiten. Als sich nach zwölf Stunden immer noch kein Geburtsfortschritt abzeichnete, entschieden die Ärzte, dass ich einen Kaiserschnitt bekommen würde. Die Diagnose lautete: Geburtsstillstand in der Eröffnungsperiode. Unser Baby wog 4700 Gramm und war 58 Zentimeter lang.

Nach der Operation war ich seelisch und körperlich erschöpft und zitterte am ganzen Körper. Mit meinem Baby konnte ich nichts anfangen; ich war viel zu schockiert von dem, was gerade mit mir geschehen war.

Noch viele Wochen nach dieser Geburt fühlte ich mich kraftlos und traurig. Lange Zeit war ich mit Haushalt und Kind überfordert.

2. Kind: Kaiserschnitt statt Geburtshaus

Dreieinhalb Jahre später wurde ich erneut schwanger. Unsere Tochter sollte eigentlich im Geburtshaus zur Welt kommen. Wieder kam es zu einem Kaiserschnitt, dieses Mal geplant bei 39+1 Wochen.

Unsere Tochter, die 3700 Gramm wog, wurde mir nach der Geburt sofort auf die Brust gelegt. Wir durften die nächsten Stunden ausgiebig kuscheln, was mich mit dem Kaiserschnitt versöhnte.

Ich erholte mich schnell und genoss das Stillen und die Nähe, die mir bei unserem Sohn am Anfang verwehrt geblieben war. Doch je mehr Zeit verging, umso mehr bedrückte mich der Gedanke, weitere Kinder durch Kaiserschnitte zur Welt bringen zu müssen. So werde es aber sein, hatten mir meine Ärzte erklärt.

Eine natürliche Geburt nach Kaiserschnitt: Wie geht das?

Doch bald lernte ich eine Mutter kennen, die beim dritten Kind eine natürliche Spontangeburt erlebt hatte, obwohl auch sie zuvor zwei Kaiserschnitte gehabt hatte. Ihre Erfahrung ermutigte mich. Das wollte ich auch.

Zunächst beschäftigte ich mich gründlich mit den Ursachen der beiden vorangegangenen Kaiserschnitte und begann, nicht nur die medizinischen Entscheidungen zu hinterfragen, die zu den vorherigen Kaiserschnitten geführt hatten, sondern auch meine Einstellung zur Geburt.

Ich informierte mich über mögliche Risiken und darüber, welche Faktoren einen erneuten Kaiserschnitt begünstigen würden.

Als ich wieder schwanger wurde, war schnell klar: Unser nächstes Kind sollte in einem vertrauten Umfeld mit sorgfältig ausgewählten Begleitern auf natürlichem Weg geboren werden. Nichts sprach dagegen: Ich war gesund, schlank und sportlich und die Schwangerschaft verlief problemlos. Ich genoss es jeden Tag, meinen Körper und seine Veränderungen bewusst wahrzunehmen.

Zu Beginn der Schwangerschaft kreisten meine Gedanken noch oft um die bevorstehende Geburt. Hatte ich alles richtig gemacht? Gab es etwas, dass die normale Geburt gefährden würde? Welche Menschen würden mich begleiten? In welche Klinik könnte ich zur Geburt fahren?

Sorgfältige Vorbereitung auf dem Weg zur Spontangeburt

Für die Kontrollen während der Schwangerschaft wählte ich eine Ärztin aus, die meinen Wunsch nach einer natürlichen Geburt trotz der vorherigen Kaiserschnitte akzeptierte. Kritische Stimmen von außen konnte ich nicht gebrauchen, denn diese hätten mich zu stark verunsichert.

Auf Anraten meiner Hebamme, die Erfahrung mit der normalen Geburt nach Kaiserschnitt hatte, massierte ich regelmäßig meine Narbe und achtete dabei auf meine Gedanken und Gefühle.

Außerdem stellte ich mich in der einzigen Geburtsklinik der Gegend vor, von der ich in Erfahrung gebracht hatte, dass dort Frauen nach zwei Kaiserschnitten bei einer Spontangeburt begleitet werden. Die leitende Oberärztin der Geburtshilfe verstand meinen Wunsch nach einer normalen Geburt und sagte sofort ihre Unterstützung zu.

Meine Ernährung stellte ich etwas um. Ich reduzierte den Anteil der Kohlenhydrate, aß viel Gemüse, mittelviel Obst und vermied Süßigkeiten, Säfte und Softdrinks. So nahm ich, ohne zu hungern, während meiner dritten Schwangerschaft nur neun Kilogramm zu. Durch viele Wanderungen und regelmäßiges Radfahren hielt ich mich körperlich fit.

Ich sprach sehr oft mit meinem Mann über den möglichen Ablauf der Geburt und wie er mich unterstützen könnte. Mir war wichtig, dass er hinter mir stand und dass auch er sich eine natürliche Geburt vorstellen konnte.

Genau so wichtig wie die körperliche Seite und die Organisation der Geburtsbegleitung war die mentale Vorbereitung auf die Geburt. Deshalb malte ich mir vor meinem inneren Auge die Geburt immer wieder lebhaft aus. Wie würde ich die Wehen verarbeiten? Wo würde ich sein, was würde ich tun? Wann würde ich die Hebamme rufen?

Mit schönen Bildern zur Geburt und positiven Mantras (Sätze, wie: „Ich kann gebären. Mein Körper arbeitet perfekt“) verbrachte ich viele Stunden, vor allem auf Spaziergängen im Wald. Außerdem versuchte ich, mit meinem Baby Kontakt aufzunehmen und mir aus seiner Sicht vorzustellen, welchen Weg es würde nehmen müssen.

Spontangeburt nach Kaiserschnitt„Eine im wahrsten Sinne des Wortes gewaltige Erfahrung“ – der Geburtsbericht

Der errechnete Geburtstermin rückte näher.  Auch mein Lampenfieber stieg. Doch ich wusste, dass ich meinem Körper und dem Baby vertrauen kann und dass mein Netzwerk mich bestmöglich begleiten würde. Dies gab mir viel Sicherheit und ich konnte mich entspannen.

Am Abend des zwölften Tages nach dem errechnetem Termin steigerten sich Dauer und Intensität der allabendlichen Wehen und sie wurden schmerzhafter. Am frühen Morgen hörten die Wehen allerdings wieder auf.

Meine Hebamme untersuchte mich am nächsten Morgen und bestätigte meine eigene Beobachtung: Das Baby lag nicht mit dem Kopf im Beckeneingang, sondern halb quer. In mir stieg Panik auf, denn der Kopf unseres Sohnes war bei der ersten Geburt auch immer hoch geblieben. Die Vorstellung, dass sich dies nun wiederholen könnte, bereitete mir große Sorgen.

Meine Hebamme war aber ganz entspannt. So lange ich keine richtigen Wehen hätte, sei die halbquere Lage kein Problem und das Baby würde sich seine Geburtsposition eben später suchen.

Eine Geduldsprobe für alle Beteiligten

Am nächsten Abend (13. Tag nach dem errechneten Termin) setzten die Wehen wieder ein. Sie wurden schnell stärker und die Abstände kürzer.

Ich freute mich, dass die Geburt begann und begrüßte die Wehen als Zeichen, dass meine Gebärmutter trotz der beiden Kaiserschnitte wunderbar funktionierte.

Gegen Mitternacht kamen die Wehen bereits alle zwei Minuten und dauerten sicherlich auch fast eine Minute lang.

Gegen drei Uhr morgens kam mein Mann ins Wohnzimmer und rief unsere Hebamme an. Sie untersuchte mich und stellte fest, dass der Kopf unseres Babys fest im Beckeneingang und der Muttermund weich und bereits drei Zentimeter geöffnet war. Alles war bestens.

In Anbetracht der Intensität meiner Wehen wollte die Hebamme aber keine Zeit verlieren und wir fuhren in die Klinik.

Doch nun sollte nicht nur meine Geduld, sondern auch die meiner Hebamme und der Oberärztin gehörig auf die Probe gestellt werden. Die Geburt ging zwar stetig, aber extrem langsam voran. Ich konnte in der Klinikumgebung einfach nicht loslassen und mich entspannen. Ständig war ich abgelenkt von irgendwelchen Geräuschen und den anwesenden Personen.

Jetzt zahlten sich meine gute mentale Vorbereitung und meine körperliche Fitness aus. Die Geburt dauerte nämlich noch bis in die Abendstunden.

Mein großes Glück war, dass unsere Tochter perfekt mitarbeitete und ihre Herztöne immer gut waren. Ich selbst war hochmotiviert und erhielt alle Unterstützung, die ich brauchte. Nichts wurde über meinen Kopf hinweg entschieden.

Ein Wunsch sorgt für Erheiterung

Ich wechselte den ganzen Tag über die Positionen, saß mal auf dem Ball, mal lehnte ich über dem Bett. Meine Hebamme war gemeinsam mit meinem Mann immer bei mir. Sie massierten meinen Rücken während der heftigen Wehen, gaben mir Sicherheit und bestärkten mich.

Als der Muttermund vollständig eröffnet war und die Presswehen einsetzten, bettelte ich sogar um einen Kaiserschnitt, was für große Erheiterung in meiner Umgebung sorgte. Denn: Mit der nächsten Wehe war der Kopf unserer Tochter geboren und der Rest flutschte kurze Zeit später hinterher.

Endlich konnte ich meine süße Tochter in die Arme schließen. Sie war ganz ruhig, schaute mich aufmerksam an und tat so, als wäre sie nie woanders gewesen. Für sie war das, was sie gerade erlebt hatte, das Normalste der Welt.

Für mich war es einfach nur ein großes Wunder, eine im wahrsten Sinne des Wortes gewaltige Erfahrung. Und ich hatte es geschafft: eine natürliche Geburt nach Kaiserschnitt.

Unser Baby wog übrigens bei seiner Geburt 3900 Gramm und war 57 Zentimeter lang. Ihr Kopfumfang lag bei 36 Zentimetern, sie hatte eine Hand bei ihrer Geburt am Kopf und die Nabelschnur viermal um den Hals gewickelt.

Diese Geburt hat mich auf wunderbare Weise mit den beiden vorherigen Kaiserschnitten versöhnt. Ich habe bei dieser Geburt genau das erfahren, was mir bei den ersten beiden Geburten so sehr fehlte, nämlich zuverlässig und liebevoll begleitet worden zu sein. Hätte ich diese Möglichkeit bei den anderen beiden Kindern gehabt, so wären mir die beiden Kaiserschnitte ganz sicher erspart geblieben.

Vor eineinhalb Jahren bin ich zum vierten Mal Mutter geworden. Unser Sohn kam zu Hause zur Welt.

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Buchtipp: Meine Wunschgeburt - Selbstbestimmt gebären nach Kaiserschnitt
Meine Wunschgeburt

Ute Taschner hat gemeinsam mit Kathrin Scheck, die ebenfalls eine normale Spontangeburt nach zwei Kaiserschnitten erleben durfte, ein Buch über dieses Thema geschrieben. Mit Meine Wunschgeburt haben die beiden einen Ratgeber und Begleiter für alle Schwangeren geschaffen, die sich den Wunsch erfüllen möchten, eine natürliche Geburt nach Kaiserschnitt zu erleben.

Du würdest das Buch gerne lesen oder an jemanden verschenken? Wir verlosen in Kürze ein Exemplar des Buches unter unseren Newsletter-Abonnenten. Wenn du unseren Newsletter noch nicht bekommst, trag dich einfach hier unten mit deiner Mailadresse ein (der Newsletter erscheint ca. 1-2 Mal monatlich – du kannst dich jederzeit wieder austragen):

Über die Autorin

Dr. med Ute Taschner ist Ärztin und freie Autorin. Durch ihre eigenen Erfahrungen liegt ihr das Thema Kaiserschnitt bzw. natürliche Geburt nach Kaiserschnitt sehr am Herzen.

Meine dritte, natürliche Geburt hat mich auf wunderbare Weise mit den beiden vorherigen Kaiserschnitten versöhnt.

Dr. Ute Taschner
Ute Taschner

1 Kommentar

  • Hallo Frau Dr. Taschner,

    vielen Dank für Ihren interessanten Geburtsbericht! Ich habe vor einem Jahr mein erstes Kind zur Welt gebracht. Nach einer wundervollen,problemlosen Schwangerschaft musste ich leider auch per Kaiserschnitt entbinden. Nach einem blasensprung haben sich leider trotz wehenmittel keine wehen eingestellt. Nach 1,5 Tagen und fallenden Herztönen wurde eine sectio durchgeführt, was mit Sicherheit eine vernünftige Entscheidung war! Doch ich habe aufgrund der problemlosen Schwangerschaft niemals damit gerechnet! Das war für mich ein totaler Schock! Leider haben sich die Schwestern auch wenig zeit genommen mir meine Tochter auf die Brust zu legen und gerade am Anfang wenig das stillen gefördert. Lieber gab es die Flasche! Es War das erste Kind und ich wusste ja auch noch nicht wie man die ganze sache angeht. Es folgten ein Flaschenkind und eine handfeste Depression für 3 Monate. Die zeit War einfach schrecklich! Wie sie schon beschrieben haben:ich War mit Kind und haushalt,einfach mit allem überfordert! Nur Tränen. Ihr Beitrag hat mir Hoffnung gemacht, dass es bei weiteren Kindern besser werfen kann. Ich habe mir immer eine große Familie gewünscht aber nach der ersten Erfahrung sehr an meinen mutter-fähigkeiten gezweifelt. Bei der nächsten Schwangerschaft, die hoffentlich im kommenden Jahr folgt, kaufe ich auf jeden Fall ihr Buch!

    Liebe Grüße aus Thüringen
    Nadja

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